Der Gemeinderat möge beschließen:
Der Gemeinderat der Stadt Innsbruck spricht sich gegen ein Feuerwerk bei den kommenden Silvesterfeierlichkeiten aus.
Der Bürgermeister wird beauftragt Gespräche aufzunehmen, um es zu erwirken, dass dieses Jahr auf das Feuerwerk auf der Seegrube verzichtet wird.
Begründung:
1. Wildtiere:
Feuerwerkskörper können bei Wildtieren erheblichen Stress auslösen. Das zeigt eine Studie österreichischer Forscher:innen an frei lebenden Graugänsen im oberösterreichischen Almtal. Wie das Expert:innenteam im Fachjournal “Conservation Physiology” berichtet, verdoppelte sich die Herzfrequenz der Tiere rund um den Jahreswechsel, auch die Körpertemperatur stieg. Beide Werte sind Maßzahlen für akuten Stress.
Dies führe dazu, dass die Vögel gerade in der kalten Jahreszeit bei knappem Futterangebot zusätzliche Energie verbrauchen. Für Wascher zeigt die Untersuchung aber klar, „dass wir Feuerwerke in Gebieten mit großen Wildtierpopulationen auf jeden Fall vermeiden sollten.“
Während um kurz vor Mitternacht nur sehr wenige Vögel in großen Höhen unterwegs sind und es insgesamt eher wenig Aktivität gibt, kommt es ab Mitternacht zu einer Art Massenpanik.
„Silvester ist für Vögel ein absolutes Schreckensszenario“, sagt Studienautorin Andrea Kölzsch vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. In der Silvesternacht verließen die untersuchten Gänse um Mitternacht fluchtartig ihre Schlafgewässer und flogen in ruhigere Gebiete. Von diesen Strapazen erholten sich die Tiere den Auswertungen nach nur langsam.
Kilometerweit hörbarer, unerwarteter, explosionsartiger Lärm mit einem Geräuschpegel von bis zu 180 Dezibel kann beispielsweise für Gämsen und Steinböcke eine erhebliche Störung mit sich bringen. Denn gerade in den Wintermonaten befinden sich viele Wildtiere in der Winterruhe oder Kältestarre, um durch ein Herunterfahren des Stoffwechsels kostbare Energie zu sparen.
Ein derartiges Störereignis im Winter und die damit einhergehende Stressreaktion können zu einem erheblichen Energieverlust und in der Folge zu potentiell lebensbedrohlichen Situationen führen: Gehörschäden, Verletzungen, Fluchtunfälle und sinkende Überlebenschancen im restlichen Winter, um nur einige mögliche Probleme zu nennen.
2. Haustiere und Nutztiere
- Hunde und Katzen nehmen Geräusche deutlich lauter wahr als Menschen. Der durchschnittliche Hund kann viermal besser hören als der Mensch und die geräuschempfindliche Katze sogar besser als die meisten Hunde.
- Tiere haben Schwierigkeiten, Feuerwerksgeräusche zu verstehen, da sie nicht nur extrem laut, sondern auch unvorhersehbar sind. Sie assoziieren solche Geräusche mit Gefahr, und ihr ganzer Instinkt sagt ihnen, dass sie sich in Sicherheit bringen müssen.
- Und die Lichtblitze, die ein Feuerwerk erzeugt, wirken auf Tiere ebenso bedrohlich wie die Geräusche.
- Auch Tiere, die in Zoos, Zirkussen oder in der Agrarindustrie ausgebeutet werden, sind durch Feuerwerke zusätzlichem Stress und potenziellen Gefahren ausgesetzt. Bis die Tiere sich von den Schrecken dieser einen Nacht erholt haben, vergehen oft Tage oder sogar Wochen.
Quellen:
Kölzsch, A et al. (2022): “Wild goose chase: Geese flee high and far, and with aftereffects from New Year’s fireworks.”
Wascher, C. et al.: “Effects of severe anthropogenic disturbance on the heart rate and body temperature in free-living greylag geese (Anser anser)”
APA: “Feuerwerk stresst Wildvögel: Graugänse mit Herzklopfen zu Silvester”
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.: “Auswirkungen von Silvesterfeuerwerk auf Wildtiere”
Naturschutzbund Hessen: “Ist der große Knall noch zeitgemäß?”
Naturschutzbund Österreich: “Heuer auf das Silvester-Feuerwerk verzichten!”
Umweltbundesamt: “Silvesterfeuerwerk: Zündstoff für die Umwelt”
Utopia: “Wenn Vögel in Panik geraten: Radaraufnahmen enthüllen Silvester-Chaos” https://utopia.de/vogel-in-panik-aufnahmen-zeigen-chaos-beim-silvester-feuerwerk-448075