Wir erinnern uns: Der städtische Kostenanteil der 2007 in Betrieb gegangenen, neuen Hungerburgbahn wurde ursprünglich mit 19,5 Mio. Euro projektiert. Bereits 2012 kritisierte schließlich der Rechnungshof, dass es bei diesem Projekt bis ins Jahr 2038 auf dramatische Kostensteigerungen auf über 37 Mio. Euro hinauslaufen wird. Die damalige Bürgermeisterin Oppitz-Plörer negierte diese Mehrkosten mit der Argumentation, dass der Gemeinderat dies so bestellt hätte. In der Folge blieb die dringend sanierungsbedürftige, einstige Hungerburg-Talstation auf der Strecke, von der ein Teil aktuell von einem Jugendkulturverein bespielt wird.
2006 hatte die Landesregierung unter Landeshauptmann Van Staa beschlossen ein Traditionsmuseum zu errichten, das auch zur neuen Heimat des Riesenrundgemäldes werden sollte. Das Projekt, das vorwiegend aus Landesgeldern finanziert wurde, wurde ursprünglich mit 5,56 Mio. Euro projektiert. Daraus wurden bis 2010 satte 25,25 Mio. Euro. Auch bei diesem Projekt gibt es eine Hinterbliebene zu beklagen, nämlich die baufällige, denkmalgeschützte Rotunde für die es trotz aller Bürgerbeteiligungsprojekte leider derzeit keine Nachnutzung gibt.
Bei der Patscherkofelbahn wäre es möglich gewesen die alte Bahn um wenige Millionen Euro zu sanieren, aber die Stadt Innsbruck mit Bürgermeisterin Oppitz-Plörer entschied sich stattdessen für den Neubau der Bahn samt neuer Betriebsgebäude. Mit den projektierten 41 Mio. Euro würde man nicht auskommen, das war schon bald klar. Inzwischen ist es sicher, dass dieses Bauprojekt mindestens 66 Mio.Euro kosten wird, wobei viele ursprünglich im Kostenvoranschlag enthaltenen Positionen nicht mehr einkalkuliert sind. Für die endgültige Umsetzung der ursprünglichen Ausbaustufen wird man letztlich also noch mehr an Kosten rechnen müssen – bisherige Schätzungen gehen davon aus, dass die Kosten womöglich noch bis auf 80 Mio. steigen könnten. Aufgrund des finanziellen Desasters konnte daher bislang auch die alte Patscherkofel-Talstation nicht saniert werden.
Herwig Van Staa gründete 1994 die Liste “Für Innsbruck” (FI) als Abspaltung der ÖVP und wurde Bürgermeister von Innsbruck. 2002 folgte er Wendelin Weingartner als ÖVP-Landeshauptmann von Tirol nach. Seine Amtsnachfolgerin Hilde Zach war es übrigens, die damals sehr darauf drängte die neue Hungerburgbahn von der renommierten Architektin Zaha Hadid planen zu lassen. Und Zachs Nachfolgerin BM Christine Oppitz-Plörer wiederum war federführend beim Projekt der neuen Patscherkofelbahn.
ÖVP und FI breiten ihren schwarzgelben Prunkmantel über Tirol aus. Zugegebenermaßen – sie bringen doch hin und wieder visionäre Bauprojekte aufs Tapet. Doch zurück bleiben klaffende Löcher in den Budgets von Stadt und Land, sowie denkmalgeschützte, sanierungsbedürftige Ruinen. Innsbruck kann es sich nicht leisten noch weitere alte Talstationen, Rotunden oder andere renovierungsbedürftige Bauruinen zu sammeln – tote Gebäude, die vor sich hinverfallen.
Autorin: Irene Labner