In den vergangenen Tagen führten Vertreter der Alternativen Liste Innsbrucks (ALI) mehrere Gespräche mit AnwohnerInnen, mit den BetreiberInnen, als auch mit den KlientInnen der „Mentlvilla“ in Innsbruck.
GR Mesut Onay hielt nach dem Gespräch mit den AnwohnerInnen fest: „Diese Menschen sind besorgt darüber, dass sich im Umfeld der Mentvilla besonders an Schönwettertagen vermehrt suchtkranke Menschen treffen, und dann dort an der Straße auch Alkohol und andere Substanzen konsumiert werden. Hinzu kommt eine gewisse Lärmbelästigung durch diese Personengruppen. Die NachbarInnen sind sich aber sehr wohl bewusst, dass eine reine Verbotspolitik die Probleme letztlich nur verlagert.“
Im Gespräch mit den MitarbeiterInnen der Mentlvilla, wurde deutlich, dass die Einrichtung dringend Unterstützung von Stadt Innsbruck und Land Tirol benötigt. Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass es kein optimaler Zustand ist, dass sich die Notschlafstelle und das Tagescafé unter einem Dach befinden. Sie unterstützten daher den Vorschlag des Suchtexperten und ALI-Gesundheitssprechers OA Dr. Ekkehard Madlung-Kratzer, dass es dringend eine separate Tagesbetreuung für die Suchtkranken, sowie eine eigene Suchtkoordinationsstelle für Innsbruck, bräuchte.
So eine Tagesbetreuungseinrichtung müsste neben der Möglichkeit zum Spritzentausch auch einen Treffpunkt bieten, an dem die von Sucht betroffenen Menschen sich tagsüber aufhalten können und auch kontrollierte Mengen an Alkohol konsumieren können. Letzteres ist nämlich in der Mentlvilla nicht möglich, was dazu führt, dass sich die Leute vermehrt zum Trinken auf der Straße versammeln.
Bereits im vergangenen Februar wurden ein Antrag für Errichtung eines Suchtmittelzentrums (Für Innsbruck), sowie ein Antrag auf Einrichtung einer Suchtkoordinationsstelle (GR Mesut Onay), vom Stadtsenat befürwortet. Nun liegt es an Vizebürgermeister Franz Xaver Gruber hier endlich tätig zu werden.
Dr. Ekkehard Madlung-Kratzer, Leiter der Drogenabteilung des LKH Hall i.T., erläutert: „Die Schaffung einer städtischen Suchtkoordination könnte einen wichtigen Beitrag im Umgang mit den Drogenproblemen der Stadt leisten. Eine solche Suchtkoordinationstelle wäre nicht nur für eine koordinierte Planung und Entwicklung einer zeitgemäßen städtischen Suchthilfe zuständig, sondern wäre auch Bindeglied zwischen Behörden, sowie Sozial- und Gesundheitseinrichtungen. Darüber hinaus könnte sie eine wichtige Ansprechstelle für Betroffene sein.“
Eine Suchtkoordination wäre ein erster, wichtiger Schritt zur Umsetzung einer fortschrittlichen Drogenpolitik, denn es stehen viele notwendige Verbesserungen an, wie etwa die Etablierung eines Konsumraumes, der Ausbau der Sozialarbeit (Streetwork), sowie die Förderung von niederschwelligen Beschäftigungsangeboten und Tagesstrukturen für Suchtkranke.
Und was sagen die Suchtkranken selbst zur aktuellen Situation rund um die Mentlvilla?
Sie berichten davon, dass viele Suchtkranke ihre Drogen auf der Straße konsumieren müssen, weil ein Konsumraum fehlt. Manche sterben an Überdosierungen, weil ein geschützter Rahmen fehlt, wo medizinisch geschultes Personal im Notfall eingreifen und auch einen Notarzt alarmieren könnte. Sie sagen: „Sprecht mit uns, nicht nur über uns!“
Autorin: Irene Labner