Stellungnahme zur Beschneiung mit Snomax

Panikreaktion der Bahnbetreiber hält Klimawandel nicht auf
Warme Winter haben die Seilbahnbetreiber in den vergangenen Jahren aufgeschreckt, der heurige Dürresommer offenkundig erst recht in Panik versetzt. Denn um die Pisten im Frühwinter zu beschneien, benötigen herkömmliche Schneekanonen Minustemperaturen. Und hat früher „nur“ der Schnee gefehlt, sind inzwischen selbst winterliche Temperaturen im November und Dezember Mangelware geworden.

Risikoprodukt Snomax
Kein Wunder verlieren die ersten Tiroler Seilbahnbetreiber jetzt den Kopf und schrecken selbst vor einem Tabu nicht zurück: dem Einsatz von organischen Zusatzstoffen. So haben die Seefelder Bergbahnen beim Landesverwaltungsgericht nun das Recht eingeklagt, dem Wasser für die Schneekanonen das umstrittene US-Produkt Snomax beizugeben.
Snomax steht zu Recht in der Diskussion. Es handelt sich nach Herstellerangaben um ein Pulver aus Bakterienresten – doch wie unabhängige Tests ergeben haben, enthält Snomax ebenso lebendige Bakterien und Enterokokken. Zudem steht der Hauptbestandteil von Snomax im Verdacht, die Fauna zu schädigen. Da Langzeitstudien fehlen, ist der Einsatz von Snomax also ein nur schwer einzuschätzendes Risiko.

ALI ist für saubere Natur und klare Richtlinien
Hany Plattner-Dvorak, Plenums-Vorsitzende der Alternativen Liste Innsbruck (ALI) warnt Seilbahnbetreiber und Politik vor den Folgen: „Es ist nicht auszuschließen, dass durch Snomax die Mikroorganismen den Boden verunreinigen und ins Trinkwasser gelangen.“ Für ALI-Gemeinderat Mesut Onay spricht die Bereitschaft der Touristiker, dieses Risiko hemmungslos in Kauf zu nehmen, für eine dramatische Verunsicherung: „Nachdem sich die Folgen der Klimaerwärmung nun endgültig nicht mehr leugnen lassen, greift der Wintertourismus ohne Rücksicht auf Folgeschäden zu seinen letzten verfügbaren Mitteln.“ Onay fordert stattdessen die Tourismusbranche auf, sich endgültig Gedanken über neue, nachhaltige und umweltschonende Formen des Tourismus zu machen.

Durchhalteparolen helfen nicht
Immer deutlicher wird, dass Durchhalteparolen den Wintertourismus nicht mehr retten. Dass sich Landeshauptmann Günther Platter sowie Seilbahn-Obmann Franz Hörl auf ein „Reinheitsgebot“ und die „Authentizität“ des Tiroler Kunstschnees berufen, wirkt angesichts des Klimawandels hilflos. Mesut Onay fordert so eine Richtungsänderung: „Es ist höchste Zeit, dass Politik und Tourismus umdenken: Nicht der pseudo-natürliche Kunstschnee benötigt unseren Schutz, sondern Mensch und Natur.“

Text: Ruth Blaser Hajnal

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